Einmal auf die Tube drücken
Ob im Kindergarten, in der Schule, an der Uni – oder vielleicht auch vor der Bäckertheke: Wenn man von der Zahnpasta spricht, fällt meist der Name des Dresdner Apothekers Heinsius von Mayenburg (1865 bis 1932). Vielerorts gilt er als der Erfinder der Zahnpasta. Aber das entspricht nicht so ganz der Wahrheit. Einst war er Inhaber und Betreiber der renommierten Löwen-Apotheke in Dresden und gleichzeitig Hersteller der Zahncreme Chlorodont. Das Präparat bestand aus Kaliumchlorat, Calciumcarbonat, Bimssteinpulver, Seife, Pfefferminze und Glycerin. Der Apotheker hatte einen so großen Erfolg damit, dass nach etwa zehn Jahren die Leo-Werke entstanden. So bemerkenswert die Unternehmenshistorie des Herrn von Mayenburg sicherlich war, so wichtig ist es doch zu erwähnen, dass nicht er der Erfinder der Zahnpasta war.
Die Spur führt nach Paris…
Bereits im Jahre 1879 hatte sich der Zahnarzt Washington Wentworth Sheffield (1827 bis 1897) mit der Herstellung von Zahnpasta in Tuben befasst. Der Genauigkeit halber sollte an dieser Stelle betont werden, dass die Idee ursprünglich von dessen Sohn Lucius stammte. Während eines Aufenthalts in Paris beobachtete er einen Straßenmaler, der Farbe aus Tuben benutzte, um seine Asphalt-Kunstwerke herzustellen. Die Tube wurde im Jahre 1841 von dem Maler John Goffe Rand erfunden, weil er sich bei der Ausübung seiner Arbeit stets über angetrocknete Farben ärgerte. Die von ihm entworfene Zinntube verfügte über einen Schraubdeckel und wurde zum Patent angemeldet. Lucius berichtete seinem Vater von dieser Entdeckung und animierte ihn so, die Zahnpasta in der Tube zu konzeptionieren.
Seit 1881 ist die Zahnpasta in der Tube offiziell auf dem Markt und wurde seinerzeit unter dem Namen „Dr. Sheffield’s Crème Angelique Dentifrice“ verkauft. Etwa zur selben Zeit – unabhängig voneinander – stellte auch der Wiener Chemie-Fabrikant Carl Sarg (1832 bis 1895) eine Zahnpasta hier, die er in Tuben abfüllte. Die Hauptinhaltsstoffe waren Reinigungssubstanzen und Glycerin.
Wenn man heute bedenkt, welch zahnschädigende Substanzen noch vor 100 Jahren für die Herstellung von Zahnpasta benutzt wurden, ist es nicht verwunderlich, dass es in der damaligen Epoche noch so viele Menschen gab, die sich ihre Zähne lieber nicht putzten. Man sah es ihnen sicherlich auch an. Ganz im Gegensatz zur heutigen Zeit. Längst sind strahlend weiße, saubere Zähne zu einem Inbegriff von Schönheit und Attraktivität geworden. Ein gepflegtes Gebiss gilt sogar als die „Visitenkarte“ eines Menschen. Ganz abgesehen davon, dass Plaque, Verfärbungen und sonstige unansehnliche Ablagerungen die Gesundheit der Zähne massiv beeinträchtigen können. Karies, Parodontose und viele weitere Zahnerkrankungen und Zahnfleischprobleme lassen sich oft schon allein durch eine regelmäßige Zahnpflege verhindern. Auch der Besuch beim Zahnarzt ist essenziell, wenn es um die Zahngesundheit – und damit um mehr Lebensqualität geht.