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Die Dritten – auch ohne Implantate möglich?

Schon seit geraumer Zeit beschäftigen sich Forscher mit der Frage, ob die Bildung eines dritten Zahnsatzes auf natürliche Weise möglich ist, denn auch Tieren wie beispielsweise Haien oder Alligatoren ist dies möglich. Der Mensch hingegen hat im Zuge der Evolution verlernt, neue Zähne auszubilden.

 

Zahnprothese, wird in einer Hand gehalten
stock.adobe.com ©Mikhail Sotnikov

Jennifer Rosowski, eine wissenschaftliche Mitarbeiterin der TU Berlin im Fachgebiet Biotechnik, hat im Zuge Ihrer Arbeit beobachtet, dass ältere Menschen, die seit längerer Zeit keine Zähne mehr besitzen, neue Zahnansätze ausbilden können. Das kann bedeuten, dass der Mensch lebenslang ein neues Gebiss bilden könnte. Ob und wie das funktioniert, ist laut Wissenschaftlern tief in unseren Kiefern verankert.

Natürliche Zähne aus embryonalen Stammzellen

Die Forscherin Dr. Jennifer Rosowski beschäftigt sich seit ihrer Promotion mit dem Wachstumsmechanismus von Zähnen. Dabei kam sie vor allem zu der Erkenntnis, dass dieser dem Wachstum von Haaren oder Nägeln ähnelt, auch wenn es um einiges langsamer ist. Um das zu überprüfen, legte die Wissenschaftlerin Kulturen aus Zellen von Weisheitszähnen an. Zuerst in einer Schale als Zellrasen, dann in einer Flüssigkeit, in der sie freischwammen.

Laut Rosowski wissen die isolierten Zellen ohne ihr gewohntes Umfeld nicht mehr, dass sie einmal Zahnzellen waren. Sie fallen in einen Regenerationsmodus, in dem sie sich im Laufe der Zeit teilen und neue Zellen selbstständig in dreidimensionalen Strukturen bilden. Der dabei entstandene „Zell-Ball“ soll dann im Kiefer platziert werden, woraus die neuen Zähne wachsen. Diese Art von Übertragung ist bei Tieren bereits möglich, bei Menschen jedoch etwas komplizierter, da hierfür embryonale Stammzellen benötigt werden. Das ist in Deutschland jedoch verboten.

Die Zukunft der Entdeckung

Das Potenzial der Idee ist enorm, weshalb die TU Berlin die Kondensation von Zahnzellen in Europa und den USA hat patentieren lassen. Nach eigenen Angaben wollte man dieses Vorhaben zunächst nicht mehr finanzieren. Daraufhin haben sich einige Forscher zusammengetan und Gelder gesammelt, um die Methode auch in weiteren Teilen der Erde zu patentieren. Es müssen jedoch noch einige Risiken aus dem Weg geschaffen werden, bis es tatsächlich zu einem breitflächigen Verkauf der Dienstleistung kommen kann, da aus embryonalen Zellen unter anderem auch Tumore entstehen können. Derzeit wird an der Verwendung von körpereigenen Zellen geforscht, um die Chance auf schwere Krankheiten zu minimieren. Die Wissenschaftler sind jedoch sehr zuversichtlich und möchten die Methode mithilfe eines Investors in etwa drei bis fünf Jahren markttauglich machen.