Vermeintliches Wundermittel gegen Verfärbungen
Befürworter der Trend-Zahnpasta attestieren der Aktivkohle nicht nur aufhellend, sondern auch antibakteriell und desinfizierend zu sein. Gegenüber anderen Weißmachern soll die farblich auffällige Zahncreme dadurch punkten, dass sie den kostbaren Zahnschmelz nicht abschmirgelt, Verfärbungen durch ihre Absorptionskraft dennoch effektiv entfernt. Naturwissenschaftliche Grundlage dieses Phänomens ist die poröse Struktur der Aktivkohle, die aufgrund der dadurch bedingten großen Oberfläche wie ein Schwamm fungiert und septische Stoffe sowie unerwünschte Bakterien binden soll.
Belastung für Mundflora und Zahnschmelz
Experten warnen Verbraucher davor, sich von rein optisch ansprechenden Angeboten blenden zu lassen. Ein weit verbreiteter Etikettenschwindel ist beispielsweise, dass Zahncremes ihre schwarze Farbe durch chemische Farbstoffe oder Ruß erhalten. Letzterem wird angelastet, bei dauerhafter Anwendung gar krebserregend zu sein. Kundinnen und Kunden sollten deshalb keine Produkte kaufen, unter deren Inhaltsstoffen sich „Carbon Black“ findet. Doch auch wenn tatsächlich Aktivkohle (englisch: „Charcoal“) enthalten ist, sei nach Meinung etlicher Experten Vorsicht geboten. Sie sprechen Aktivkohle-Zahnpasta nicht nur die propagierte Superreinigungskraft ab, sondern weisen auf langfristige Risiken für die Zähne hin. So könne der schwarze Wirkstoff bei seiner Absorption nicht zwischen schädlichen und für eine gesunde Mundflora notwendigen Bakterien unterscheiden. Zu bedenken sei außerdem, dass die Bindekraft durch die restlichen Inhaltsstoffe vermutlich bereits erschöpft ist.
An dem Mythos, Aktivkohle sei bei Verschlucken gesundheitsgefährdend, ist jedoch nicht allzu viel dran. Schließlich werden entsprechende Präparate aufgrund der reinigenden Wirkung für den Darm als allgemeines Gegengift oder Mittel gegen Durchfall verabreicht. Moderne Zahncremes enthalten allerdings derart viele Inhaltsstoffe, dass von einem Verzehr dennoch entschieden abzuraten ist.
Als problematisch kann hingegen erachtet werden, dass nur ein geringer Teil der Anbieter von Aktivkohle-Präparaten auf wertvolles Fluorid setzt. Letzteres Spurenelement trägt dazu bei, Kariesbakterien erst gar keine Angriffsfläche zu bieten. Ist es nicht in einer Zahnpasta enthalten, steigt folglich das Risiko für destruierende Zahnerkrankungen. Die Bindewirkung der Aktivkohle steht im Verdacht, bei Fluorid-Präparaten das nützliche Spurenelement seiner angedachten Funktion zu berauben.
Besonders schädlich ist die Anwendung einer Aktivkohle-Zahnpasta verschiedenen Experten zufolge bei einer bestehenden Parodontitis. Hier können sich Kohlepartikel in krankheitsbedingten Hohlräumen ansammeln, was zu unschönen gräulichen bis schwarzen Verfärbungen führt und damit die beabsichtigte Wirkung des vermeintlichen Wunderweißmachers ad absurdum führt.
Expertenmeinung statt Marketingmasche
Letztendlich geht es auch bei dem Megatrend Aktivkohle vor allem um eines: Geld in die Taschen der Hersteller zu spülen. Entscheidend ist, dass die Zähne regelmäßig und mindestens zweimal täglich geputzt werden, nach Möglichkeit mit einer Fluorid enthaltenden Zahncreme. Besonders gut beraten ist, wer in Sachen strahlend weißer Zähne seinen Zahnarzt konsultiert. Einem ausgewiesenen Experten zu vertrauen ist für Zähne, Organismus und Geldbeutel deutlich nachhaltiger, als einem Trend nachzulaufen, dessen Wirksamkeit und medizinische Unbedenklichkeit mindestens anzuzweifeln sind.