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Die Metallsanierung – Therapie und Schutzmaßnahmen

Bei klinischen Untersuchungen stellte sich heraus, dass eine einzige kleine Amalgamfüllung an einem Zahnhals, Ströme von über 100 mV/10 mA auslösen kann. Hierbei handelt es sich um das Zehnfache des Tolerierbaren.

Die Mundstromvermessung

Bei klinischen Untersuchungen stellte sich heraus, dass eine einzige kleine Amalgamfüllung an einem Zahnhals, Ströme von über 100 mV/10 mA auslösen kann. Hierbei handelt es sich um das Zehnfache des Tolerierbaren.

Vor weiteren Untersuchungen wird erst einmal eine Metallstromvermessung vorgenommen, da sich die Ströme sonst mit Sonden oder Spiegeln kurzschließen können, wodurch die Messergebnisse verfälscht werden. Das Mundstrommessgerät ist mit Messsonden ausgestattet, die zwischen den unterschiedlichen Metallrekonstruktionen angebracht werden und so die Stromspannung, Stromstärke und Strommenge in Milliampere (mA) messen. Des Weiteren erfolgt eine Messung zwischen Metall und Wangenschleimhaut. Die menschlichen Nervenpotentiale liegen bei 10 mA. Es wird davon ausgegangen, dass Ströme bis zu diesem Wert tolerierbar sind, jedoch Ströme, die stärker sind, die Nervenpotentiale stören können.

Der Speichel-pH-Wert wird mit Hilfe von einem pH-Teststreifen gemessen. Der pH-Wert und die Mundströme verhalten sich in einem technischen galvanischen Element in einem umgekehrt proportionalen Verhältnis, das heißt, je niedriger der pH-Wert, desto höher die Ströme. In einem lebenden Organismus existieren viele Regulations- und Steuerungsmechanismen, die das Verhältnis ändern können. Wenn der Patient alkalisierende Speisen zu sich nimmt, kann der pH-Wert täuschen. Dies bedeutet, dass der pH-Wert nur ein ergänzender Parameter zur Mund-Ökologie-Diagnostik und somit kein verlässlicher ist.

Gegensätzlich dazu ist die Mundstromvermessung, da sie die Leistung des galvanischen Elements anzeigt. Es besteht jedoch auch eine Relation zur Qualität, nämlich die Zusammensetzung dieser Restaurationen. Je unedler die Legierung ist, desto niedriger ist auch der pH-Wert. Allerdings wird die Galvanik umso stärker, je mehr unedle Bestandteile mit edleren in Kontakt kommen. Pauschal kann man sagen, dass bei Amalgamträgern mit vielen Füllungen ein Speichel-pH-Wert von durchschnittlich 5,4 bis 5,8 existiert. Bei Goldlegierungen liegt er, je nach Goldanteil, bei 5,8 bis 6,2.

Die Therapie – klinisches Vorgehen bei der Metallsanierung

Gerichtet wird sich bei der Metallsanierung nach der Art des Metalls. Dabei unterscheidet man zwischen Amalgamen (kaltes Gemisch von verschiedenen Metallen) und Legierungen. Ein Amalgam ist ein lockeres, unbeständiges Gemisch, das sich unter bestimmten Bedingungen (zum Beispiel durch Temperaturschwankungen) wieder in seine Bestandteile auflösen kann. Eine Zahnlegierung ist eine durch Hitzeeinwirkung herbeigeführte feste Verbindung von mehreren Metallen, die erheblich stabiler als ein Amalgam ist. Sie hält den Kaubeanspruchungen über Jahrzehnte stand, unterliegt jedoch auch dem galvanischen Ionisationsprozess, wodurch, wie auch beim Amalgam, Legierungsbestandteile im ganzen Organismus wiedergefunden werden.

Die Entfernung von Legierungen

Da keine toxischen Gase entstehen, genügt beim Entfernen von Legierungen ein normales Absaugen der Metallspäne. Es besteht jedoch auch die Möglichkeit, einen Kofferdam anzulegen. Dabei handelt es sich um eine Gummiauskleidung der Mundhöhle, wodurch nur der behandelte Zahn herausschaut und die Späne nicht geschluckt werden können. Wichtig ist, dass eine gute Wasserkühlung erfolgt und dass man niedrigtourig auftrennt. Dabei wird ein Elektromotor statt einer Turbine verwendet, der etwa 40.000 U/min macht, da es sonst zu thermischen Schäden der Zahnpulpa kommen kann.

Diese äußert sich durch Schmerzen und ist reversibel. Jedoch kann es auch zu dem Fall kommen, dass sich der Zahn nicht mehr von dieser Übererhitzung erholt und eine Totalentzündung des Nervs eintritt, bei der die Gefahr besteht, dass der Zahn abstirbt. Es existiert allerdings auch ein schleichendes Absterben, von dem man nichts merkt. Somit ist es wichtig, sowohl beim Trennen als auch beim Beschleifen von Kronen, auf hochtouriges Schleifen zu verzichten.

Die Amalgamentfernung

Bei der Entfernung mit einer Turbine und Diamantbohrern entsteht eine hohe Quecksilberbelastung, die zu einer fatalen Irritation, vor allem vom Immunsystem, führen und zahlreiche Erkrankungen auslösen kann. Zwar versucht man die Belastung beim Ausbohren zu verteilen, jedoch bleibt die Gesamtbelastung durch das giftige Quecksilber für den Körper die gleiche, da dieser Stoff nur langsam ausgeschieden wird. Eine Quecksilberausleitung darf erst nach der letzten Amalgamentfernung durchgeführt werden. Die richtige Lösung ist es, alle Füllungen auf einmal entfernen zu lassen, sobald alle möglichen Schutzmaßnahmen getroffen werden, um die Quecksilberausleitung nicht hinauszuzögern.

Schutzmaßnahmen bei der Metallsanierung

Kofferdam und Clean-Up:

    • Bei vielen und großen Füllungen verhindert der Kofferdam das Einatmen von Quecksilberdämpfen und das Schlucken von Spänen.
    • Bei kleinen und wenigen Füllungen ist durch das Clean-Up ein direktes Absaugen über dem Zahn möglich, sodass die Dämpfe nicht in die Mundhöhle gelangen können.

Langsames Ausbohren mit Hartmetall-Fräsen:

    • Ein Diamantbohrer bewirkt, dass das Amalgam so zerkleinert wird, dass eine maximale Menge von Quecksilberdämpfen aufsteigt, wodurch die höchstmögliche Oberfläche entsteht.
    • Bei der Verwendung mit Hartstahlbohrern wird eine Art Kreuz hineingeschliffen, wodurch die Füllung nicht zerbohrt wird und man die wenigen „Brocken“ heraushebeln kann. 

Ausspülen mit Natriumthiosulfat:

    • Mit Hilfe des Natriumthiosulfats werden die Reste im Dentin gebunden, ausgewaschen und ausgespült.

Trinken von medizinischer Kohle:

    • Vor der Entfernung werden zehn Gramm Aktivkohle, welche in Wasser gelöst sind, getrunken, um eventuelle Amalgamreste im Darm zu binden.

Sauerstoffversorgung über Nasensonde:

    • Es ist möglich, dass trotz Absaugung Quecksilberdämpfe aus der Mundhöhle austreten und vom Patienten durch die Nase eingeatmet werden. Um dieses zu verhindern, setzt man eine Nasensonde mit Sauerstoffversorgung ein.

Augenschleimhautschutz durch Einsatz einer Schwimmbrille:

    • Da die Augenschleimhäute hochaffin für Quecksilberdämpfe sind, müssen sie extra geschützt werden.

Quecksilberschutzmasken für das Personal:

    • Auch der Zahnarzt/-in und die Helferinnen müssen vor den austretenden Quecksilberdämpfen mit speziellen Masken geschützt werden.
    • Außerdem sollte gründlich gelüftet werden und dies sollte, wenn möglich, mit einem Ventilator unterstützt werden.