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Zahnarzt-Bewertungsportale ersetzen persönlichen Kontakt nicht

Wer vor einigen Jahren einen guten Arzt suchte, fragte Freunde oder Verwandte nach Empfehlungen. Heute geht nichts mehr ohne Bewertungsportale im Internet. Portale wie Jameda, Esando, Dentolo, Sanego, Docinsider oder Medikompass bieten eine große Übersicht und zudem eine regionale Orientierung, wo für das eigene Anliegen der nächste Mediziner sitzt. Daneben wird über verwandte Heilpraxen, Krankenkassen, Apotheken, Krankheiten, Therapien und weitere medizinische Serviceleistungen informiert.

Collage von verschiedenen Ärzten und Patienten.
Fotolia ©Matthias Stolt

Wie aussagekräftig sind Bewertungsportale?

Durchschnittlich geht jeder Deutsche 18 Mal jährlich zum Arzt. Dabei nutzt etwa ein Drittel die Online-Bewertungsportale zur Arztsuche. Aber wie aussagekräftig sind diese Portale? Können sich medizinische Laien ein Urteil über die Arbeit eines Arztes erlauben? Und muss sich jeder Mediziner der öffentlichen Beurteilung stellen? Eine Ärztin zog im Februar bis vor dem Bundesgerichtshof, damit ihr Profil bei Jameda gelöscht wurde.

Fachverbände unterstützen Bewertungen, aber…

Die Kassenärztliche Bundesvereinigung/KZBV beurteilt Arzt-Bewertungsportale grundsätzlich positiv, solange sie fair und sachlich genutzt werden. „Nur der gut informierte Patient kann sein Recht auf freie Zahnarztwahl gezielt und verantwortungsvoll ausüben. Neben Informationen der Praxen können dafür auch Online-Bewertungsportale eine Hilfestellung sein.“ Auch die Bundesärztekammer hält Bewertungsportale für sinnvoll, solange sie neutral informieren. Ein persönliches Vertrauensverhältnis zu einem Arzt können die Portale allerdings nicht ersetzen.

Nicht die Patienten gefährden die Aussagekraft der Bewertungen

Die Bewertungen der Patienten sind auf den Bewertungsportalen durchaus hilfreich für andere und der gebotene Respekt für der ärztlichen Expertise wird meist auch gewahrt. Die immer wieder geäußerte Sorge mancher Mediziner vor Rufschädigungen durch unqualifizierte Kritik ist zwar nicht gänzlich unberechtigt, auf immer mehr Portalen haben Ärzte mittlerweile allerdings die Möglichkeit, auf Kritik zu antworten.

Kommerzielles Konzept der Portale schürt Zweifel

Was die Bewertungen allerdings wirklich verzerrt, ist die mangelnde Unabhängigkeit der Portale. Denn die Portalbetreiber sind Wirtschaftsunternehmen und die Ärzteprofile sind wertvolle Werbung für die Mediziner – allerdings nicht für alle. Kunden, die für eine bessere Auffindbarkeit bei Google zahlen, haben durchweg bessere Bewertungen. Branchenprimus Jameda, der im Portalvergleich eine verdächtig gute 1,0 für seine Ärztebewertung erhält, listet zahlende Ärzte als Gold- und Platin-Mediziner. Wer nicht zu ihnen gehört, hat in den Bewertungen oft ein Imageproblem. Es wird keine Rufschädigung betrieben, es ist nur auffällig, dass die besten Bewertungen mit den Gold- und Platinkunden zusammenfallen.

Nutzen Sie die Orientierung und bilden Sie sich ein eigenes Urteil

Bewertungsportale sind bei Ärzten nicht sauberer, als bei Banken, Online-Shops oder Autohändlern. Sie geben eine gewisse Orientierung und viele nützlichen Informationen. Aber ob der Mediziner auf Rang 1 wirklich für Sie der beste ist, sollten Sie bei einem persönlichen Besuch herausfinden. Scheuen Sie sich auch nicht, einen schlechter bewerteten Arzt aufzusuchen. Je begeisterter die Bewertung ist, desto skeptischer sollten Sie sein. Denn auch Ärzte sind nur Menschen.